Letter to Karl Meng in New Zealand from Hohen –Sülzen , 16-02-1871
Writer Baweth Meng = Anna Barbara Meng, Karl’s sister
Hohen Sülzen, den 16. Februar 1871
Lieber Bruder!
Bei uns hat es eine große Veränderung gegeben. Der Vater, die Mutter, der Hannes und der Jakob sind gestorben. Der Hannes war in Frankreich auf die Frohne gefahren. Er war 7 Wochen lang fortgewesen. Wie er heim kam, war es ihm schon nicht gut. Er hat sich herumgeleiert bis 14 Tage vor Weihnachten, da ist er liegen geblieben. Der Hannes hat zuerst gelegen. Freitags hat der Jakob den Doktor geholt für den Hannes. Er hat das Nervenfieber gehabt. Der Jakob und die Mutter haben sich auf den Sonntag gelegt. Die Marie hat sich auf den Montag in das Bett gelegt und war so krank, daß es auch am Sterben gelegen hat, am Nervenfieber. Die Marie ist bis jetzt noch nicht ganz gesund, aber sie ist doch wieder auf. Der Hannes ist gestorben, den 27ten Dezember und ist begraben worden den 29ten. Die Mutter ist den 30ten gestorben und ist begraben worden den 1ten Januar. Der Jakob ist den 3ten Januar gestorben und ist den 5ten begraben worden. Der Vater hat sich gelegt den 6ten Januar und ist gestorben den 22ten und ist begraben worden den 25ten Januar. Denke Dir lieber Bruder, was wir ausgehalten haben. Die Kälte war während der ganzen Krankheit groß und anhaltend. Wir hatten 22 Grad Kälte gehabt. In fünf Öfen hatten wir beständig Feuer gehabt. Der Fritz und die Katharina haben auch gelegen, die Katharina hat blos 2 Tage gelegen, aber der Fritz 3 Wochen lang, aber nicht am Nervenfieber, er hat sich erkältet. Es war keins mehr auf den Beinen wie ich und Grethgen. Wir haben etwas versucht und ausgehalten. Die Kinder waren bei meinen Schwiegereltern, ins Stamme. Ich bin seit dem 21ten Juli verheirathet. Den 2ten Juli haben wir geheirathet und den 21ten mußte der Philipp fort in den Krieg. Er ist bis jetzt noch gesund, er wird bald nach Haus kommen, wie es scheint, der Zeitung nach.
Lieber Bruder. Wir wären alle recht froh, wenn Du heraus kämst. daß das Sach auseinander gemacht wird. Wir haben schon Vorwürfe gemacht krieht, von Leuten aus Sülzen, Du kämst so kurz gegen uns. Wir wollen aber von Deiner Sache nichts haben. Von der Zeit an wo Du geheirathet ist hast, bekommst Du von 4 Morgen den Pacht bis daher. Die Zeit als Du fort bist, haben wir schon viel Feld angeschafft. Wir haben noch zu bezahlen auf der Fabrik 4000 Gulden. Der Hannes hat voriges Jahr von Peter Obenauer 8 Morgen Acker gekauft. Das Geld haben wir auf der Fabrik bekommen zu 2 ½ Prozent, und haben diese Äcker auch bezahlt. Wenn das nicht wäre, wären wir fertig mit bezahlen. Wir haben 59 bis 60 Morgen Äcker beisammen. In der Erdekaute wird noch und muß noch gearbeitet werden, bis der Acker ausgegraben ist, das Geld muß noch in die Masse gehen, da muß eins davon sein Theil haben wie das andere. Wenn Du nur da wärst. Wir …Fritz … volljährig gemacht. Das Grethgen hat die Vollmacht notärisch gemacht vom Vater und Hannes übertragen, die Vollmacht, die Du da gelassen hast. Sie will aber doch nicht eigenmächtig handeln mit Deiner Sache. Wenn das nicht wäre, hätten wir zugemacht krieht und hätten emvediren(?) (wohl aus Emphyteuse gebildet, d.h. den Grund und Boden als Pächter, Erbpächter bebauen) müssen, das hätte uns viel Geld gekostet. Wir wollen aber die Äcker beisammen lassen, bis wir Nachricht von Dir haben, ob Du kommst. Lieb wäre es uns, wenn Du uns unsern Wunsch erfüllest. Solltest Du aber nicht kommen, so schreibe uns gleich was wir machen sollen. Wenn Du kannst bringe Deine Frau und Deiner Kinder mit, daß wir doch auch einmal wieder froh könnten sein. Wenn Du wieder fort machst, mache ich mit Dir. Bleibst Du aber da, so muß ich auch hier bleiben. Wir wollen dem Vater, der Mutter, dem Hannes und dem Jakob ein Denkmal setzen lassen. Sie liegen alle nebeneinander in einer Reihe. Wie traurig ist die Zeit für uns. So 4 zu sterben seid 4 Wochen, ist traurig, alle 4 am Nervenfieber und Thivus Krankheit. Der Krieg hat schon viele Leute gekostet, er ist auch schuld an unserm Unglück. Christoph Umstadt ist auch in dem Krieg geblieben, in der Schlacht bei Metz. Leonhard Goldschmied ist gestorben in Saarbrücken, er war auch im Krieg. Christoph Umstadt, dem ist eine Kugel durch den Kopf gegangen, und er war gleich todt. Wenn Du schreibst, schreibe auch, ob Du die Klädcher, Röckelcher und Schürzcher von den Kindenheimer erhalten hast.
Lieber Bruder: Solltest Du nicht kommen können, so schreibe uns, was mir mit Deinem Felde machen sollen. Ob wir es sollen in Eigenthum versteigen oder auf längere Jahre verpachten. Wie Du jetzt willst. Uns ist es einerlei, Lieber wäre uns Du kämst. Etwas will ich Dir noch schreiben von unserm Vetter Dörrschuck. Er grabt auch Erde auf dem Neiweg neben uns, wo wir den Acker von der Schiffmannsen haben. Mit uns ist er bös schon 2 Jahre lang. Der Hannes wollte ihm einmal seinen Acker abkaufen, und hat ihm 5000 Gulden geboten. Da meinte der Vetter Dörrschuck, der Hannes wollte ihn über den Löffel ballwieren. Er hat jetzt selbst angefangen zu graben, und ist in ein großes Unglück gerathen. Nüchtern wird er den ganzen Tag nicht mehr. Seine Erde ist 40 bis 45 Fuß tief im Boden. Unvorsichtig hat er mit seinen Leuten gearbeitet. Da ists ihm zusammen geritscht und ist ein großes Unglück passiert. Johannes Martin, 17 Jahre und Philipp Schmid 15 Jahre sind umgekommen, im Frühjahr, im Jahr 70 ausgangs März. So ist es mit dem Vetter Dörrschuck gegangen. Uns geht er nicht mehr ins Haus. Wir sind auch recht froh, daß er nicht mehr zu uns kommt. Vollgesoffen ist er immer gewesen, wenn er gekommen ist. Da hat(tten) wir immer Speckdackel gehabt. Ich will Dir noch schreiben, daß Dir der Adam Velde unsern Schecher?) einmal geschrieben hat. Deine Schwägerin hat aber gesagt, Deine Adresse sei nicht mehr wie früher. Jetzt schicken wir diesen Brief an Peter Schneider, der kann Dir diesen Brief schicken.
Viele Grüße von den Veldern
Fritz, Mari, Katharina und Baweth
an Dich und Deine Frau.
Wir sind jetzt noch 6 Geschwister auf der Welt und waren unserer 10.
Lieber Freund Peter!
Sei doch so gut und schicke den Brief unserm Bruder Karl. Das Unglück hat uns schwer betroffen.
Viele Grüße von uns allen
Baweth Stamm und nicht mehr Meng.
English Translation
Dear brother!
Lots of things changed, the father, the mother, the Johannes and the Jakob died. The Hannes had to drive to France (it was war time and he had to carry goods there for the soldiers). He was 7 weeks away. When he came back, he didn´t already feel well. He had the problem until 14 days before Christmas, than he kept on to lie in bed. Hannes lay first. Friday Jakob went to get the doctor for Hannes. He had the nervefever. Jakob and mother lay down Sunday. Marie lay in bed Monday, she was so ill with the nervefever, that she almost died. Marie is not yet healthy, but she is up again. Hannes died the 27th of December and was buried the 29th. Mother died the 30th and was buried the 1st of January. Jakob died the 3rd of January and was buried the 5th. Father lay down the 6th of January, died the 22nd and was buried the 25th. You can imagine how we suffered. During the illness the cold was high. We had 22 degrees cold. In 5 ovens we had fire all the time. Fritz and Katharina had to lay in bed too, Katharina only for two days, but Fritz 3 weeks long, but not with the nervefever, he caught a cold. Noone was on his feet except me and Grethgen (Margarethe). We tried something and suffered. The children we sent to my parents in law, Stamm. I am married since the 2nd of July. The 2nd of July we married and the 21st Philipp had to go away in war. He is still healthy and will come home soon, it seems so, the newspaper says it.
Dear brother. We all were happy if you came out (from NZ to H.-S.) that we can divide the things. We already received criticism from the people in Sülzen (H.-S.). You get less, compared to us, they say. But we don´t want something, that belongs to you. Beginning with the time you married you receive the lease (rent) for 4 Morgen (field= 10000 square meter). When you went away we we bought a lot of field. We still have to pay for that 4000 fl. to the factory. Hannes bought from Peter Obenauer the year before 8 Morgen field. The money we borrowed with 2 ½ % from the factory and payed then for the field. If that wouldn´t be, we were ready with paying. We now have 59-60 Morgen field together. In the ground mine there must be digged, the money comes in addition, everybody from us must get the same part like the next. If you were here!! We… Fritz… make adult. Grethgen has the notary authorisation, which you left here, that was first given to father and Johannes. She does not want to do anything on her own, she wants not act without you. If that weren´t we would have closed (the ground mine?) and that woul have cost a lot of money.We want to keep everything together, until we have the message from you, whether you come. That would be dear, if you achieve our desire. If you should not come, write us soon, what we shall do. You could come with your wife and your children, we could be then happy together once more again. If you go then, I come with you. If you stay here I must stay too.
We want to have a monument for father, mother, Hannes and Jakob. They all lie beside each other in a row. How sad is the time for us. 4 die in (since) 4 weeks, that is sad, all 4 because of nervefever and typhus illness. The war already cost many lives and is guilty (reason) that we have this harm. Christoph Umstadt did not come back from the war, from the battle of Metz. Leonhard Goldschmied died in Saarbrücken, he was in the war too. Christoph Umstadt was shot threw his head, he was dead at once.
When you write please tell me, whether you received the cloth, shirts and skirts from the Kindenheimer. Dear brother: If you should not come, write us, what we shall do with your fields. Shall we sell it or lease it. How you want it. It makes no difference to us. We would prefere you come. Something I want to tell you about our cousin Dörrschuck. He digs ground too, beside us in Neiweg, where we have the field from Mrs. Schiffmann. He is angry with us since 2 years now. Hannes wanted to buy his field some day and offered 5000 fl. Cousin Dörrschuck said he tried to cheat him. He now began to dig for himself and had a very bad luck (accident). Dry (without alcohol) he isn´t the whole day. His ground is 40-45 (12 meters) feet deep in the earth. Careless he worked with his workers. Avery bad accident happened and the ground came down in the mine. Johannes Martin,17 years old and Philipp Schmid, 15 years old, died under the the ground (mud), in spring 1870, end of march. So it happened with cousin Dörrschuck. He does not come in our house. We ara glad, he doesn´t come. Drunk (completely) he was all the time when he came. We always had trouble with him.. I want to tell you, that our (brother in law?) did write you. Your sister in law said, your address changed. Now we send the letter to Peter Schneider, he can send you the letter.
Many greetings from the Velde,
Fritz, Mari, Katharina, and Baweth to you and your wife.
We are now only 6 brothers and sisters left on earth and were 10.
Dear friend Peter! Be so kind and send the letter to our brother Karl. The bad luck touched us hardly.
Best greetings from us all
Baweth Stamm and not anymore Meng.
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